Effektivität im Zeitalter der Digitalisierung
Zunächst einmal müssen wir klären, was wir unter Effektivität verstehen und über welche Effektivität wir sprechen. Effektivität in Unternehmen, Effektivität in der Schule, Effektivität im Privatleben?
Was ist effektiv und was ist effizient?
Effektivität kurz gesagt bedeutet „die richtigen Dinge tun“ und Effizienz bedeutet „die Dinge richtig tun“. Wir wollen an dieser Stelle nicht in tiefgehende wissenschaftliche Diskussionen eintreten, sondern den Unterschied anhand von zwei Beispielen alltagstauglich machen: 1. Man kann Sportwetten im Wettbüro in der Innenstadt abgeben oder Sportwetten online abschliessen. Die Wette im Wettbüro abzuschließen ist effektiv, die Sportwetten online abzuschließen ist jedoch effizienter. Dient das Wettbüro als geographisches Motivationsziel sich die Schuhe anzuziehen, den Schritt vor die Tür zu machen und sich sportlich zu betätigen, ist diese Variante effizienter. 2. Im folgenden Beispiel ist das Ziel, möglichst viele Bäume zu fällen. Die Bäume lassen sich mit einer Motorsäge oder einer Feile fällen. Mit der Motorsäge lassen sich pro Zeiteinheit mehr Bäume fällen als mit einer Feile. Deswegen ist der Grad der Zielerreichung bei der Motorsäge höher. Die Motorsäge ist daher effektiver. Wenn man als Kosten den Lohn des Baumfällers nimmt, so ist die Motorsäge auch effizienter, da „Anzahl gefällter Bäume / Lohn“ bei der Motorsäge höher ist als bei der Feile. Die Motorsäge verbraucht Benzin, während die Feile „ohne“ Energieverbrauch arbeitet. Wenn man ausschließlich die Benzinkosten betrachtet, ist die Feile effizienter. Der allgemein bekannte Satz „Mit Kanonen auf Spatzen schießen“ wird nach den beiden Beispielen gut verständlich. Wir wollen uns im folgenden auf Effektivität im Privatleben begrenzen, um persönliche Ziele zu erreichen. Wir benutzen an dieser Stelle den Begriff Effektivität, weil Effizienz von Person zu Person sehr verschieden aussehen kann. Es geht uns mehr darum, welche Dinge zuerst einmal wichtig sind, um in Zeiten der Digitalisierung seine persönlichen Ziele zu erreichen. Maßnahmen, die für jeden und in jeder Situation effektiv sind.
Faktor Smartphone
Das Smartphone hat inzwischen einen stärkeren Einfluss auf unser Alltagsleben, als wir uns bewusst machen. Rund 300.000 Personen haben die App “Menthal” heruntergeladen, die im vorigen Jahr von Informatikern und Psychologen der Universität Bonn zu Forschungszwecken entwickelt wurde. Die App zeichnet die Smartphone-Nutzung auf und übermittelt die Daten anonymisiert an die Server der Forscher. Die 60.000 Datensätze, die bisher ausgewertet wurden, zeichnen ein erschreckendes Bild: Im Durchschnitt aktivierten die Besitzer 53 Mal am Tag ihr Handy. Sie unterbrechen alle 18 Minuten ihre Tätigkeit, mit der sie gerade beschäftigt sind. Das Verhalten ist kein exklusiver Tick der Jugend, sondern zieht sich durch alle Altersgruppen und soziale Schichten. Ein Großteil der Zeit verbringen die Menschen mit Social Media-Anwendungen wie Facebook, WhatsApp und Spielen. Dramatisch sind dabei besonders die ständigen Unterbrechungen. Sie erlaubten es nie, sich einer Tätigkeit vollauf zu widmen, und verhinderten damit jede Erfahrung von Flow. Die Folgen seien Unproduktivität und ein mangelndes Glücksempfinden. Die permanente Smartphone-Nutzung ist ein unterbewusster Reflex. Die Automatismen kann man jedoch durch konkrete Techniken loswerden. Etwa, indem man das Büro zur Handy-freien Zone erklärt oder die Regel aufstellt, das Smartphone nur auf einem unbequemen Schemel zu nutzen. Wie jedoch kann man sich dies zur Gewohnheit machen? James Clear, der Autor des Buches “Atomic Habits”, empfiehlt ein vierstufiges, einfaches Schema, um Gewohnheiten zu ändern. “Make it obvious, make it attractive, make it easy, make it satisfying”. Dies sind die Schritte, um eine gute Gewohnheit zu entwickeln. Um eine schlechte Gewohnheit loszuwerden, empfiehlt er die Umkehr dieser vier Schritte. “Make it invisible, make it unattractive, make it difficult, make it unsatisfying”. Im Falle des Smartphones wäre es also effektiv die Nutzung “unsichtbar, unattraktiv, schwierig und unbefriedigend” zu machen. Zu Zeiten wo wir unser Smartphone nicht nutzen wollen, sollten wir es also (1) Faktoren die eine Nutzung auslösen könnten eliminieren. Wir sollten uns bewusst machen, (2) welche negative Folgen eine Nutzung zu den falschen Zeiten hat. Dann sollten wir zu diesen Zeiten den (3) Zugang so schwer wie möglich machen und zu guter letzt sollten wir die Nutzung (4) unbefriedigend machen. Wie dies am effizientesten durchzuführen ist, ist von Person zu Person verschieden. Nehmen wir jedoch ein Beispiel, um es etwas praktischer zu machen. Nehmen wir an, wir möchten die Nutzung unseres Smartphones während der Arbeitszeit reduzieren. Statt unsere (1) E-Mails auf dem Smartphone zu lesen, könnte man sie zum Beispiel ausschließlich auf dem Laptop lesen. Dann sollten wir uns (2) darüber klar werden, dass E-Mails lesen auf dem Smartphone zu einer anschließenden Nutzung von social media führt und unseren Arbeitsfluss erheblich stören würde. Wir könnten unser Smartphone somit (3) im Auto lassen, so dass eine Nutzung schwierig wird. Wer geht im Winter schon gerne raus zum kalten Auto, um auf sein Smartphone zu schauen. Anschließend können wir den Kollegen erklären, warum wir vor die Tür auf den Parkplatz gehen. Damit hätten wir die Nutzung (4) unattraktiv gemacht, da die Augen unserer Kollegen jedes Mal auf uns gerichtet wären, wenn wir uns Richtung eigenem Auto begeben. Die Digitalisierung hat uns alle erreicht, es gilt sich mit ihr auseinanderzusetzen.
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